Die fünf Sterne hat Florian Weitzer eigenhändig abmontiert. Der 39-jährige Chef des Hotel Wiesler in Graz, Erbe einer traditionsreichen Hoteldynastie, wollte aufräumen mit dem über hundert Jahre alten Pomp, warf die 120 Kriterien der Sterneklassifikation über Bord und setzte seine eigene Definition von Luxus um – die eben nichts mit Pagen in Livree zu tun hat. Sondern mit Inspiration, Freiheit und Genuss.

Als das Wiesler 1909 eröffnete, war es mit seinem Lift und einem der ersten Telefone der Stadt hypermodern. Doch das ist eben lang her. Jetzt steht das Hotel zwischen den Zeiten: 56 Zimmer noch mit Holzvertäfelung und korrektem Knick im Kissen, 41 aber schon im neuen „Independent-Stil“: rohe Wände, ein buntes Mix-and-Match aus Vintage-Möbeln, dazu unzählige unkonventionelle Details wie eine Gitarre zum Klimpern oder eine Plattensammlung samt -spieler. Ikonen wie das Jugendstilmosaik „Der Frühling“ von Leopold Forstner, einem Schüler von Koloman Moser und Freund Gustav Klimts, wurden natürlich erhalten; und auch Kronleuchter gibt es in den Zimmern noch – in schwarz und über der frei stehenden Badewanne.

Dazu ein türkischer Barbier im Haus, zwei neue Restaurants namens „Speisesaal“ (gerüchteweise gibt es hier die besten Burger Österreichs) und „Senf und Söhne“ – Weitzer bringt jede Menge Metropolenfeeling an die Mur. Passt auch viel besser zur extrem lebendigen Kreativszene der steirischen Landeshauptstadt als der verstaubte Glanz vergangener Zeit.

Zimmer ab 79 Euro, Suite ab 339 Euro

 

Quelle: AD Germany, article by Karen Bofinger